Playoffs: Disciples erleben Alptraum nach früher Führung
Neunkirchen behält in fünf Spielen die Oberhand im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft Softball
Das fünfte und letzte Spiel der Serie zwischen Haar und Neunkirchen hat den Beteiligten eine große Achterbahn der Gefühle abverlangt. Die Haar Disciples konnten eine 8-1-Führung nach zwei Spielabschnitten nicht behaupten. Die Nightmares kämpften sich mit großer Moral in drei folgenden Spielabschnitten zurück und mit 18 Punkten auf die Siegerstraße, von der sie beim Endstand von 19-11 nach fünf Durchgängen nicht mehr abzubringen waren.
Für die Disciples geht es nun im Deutschlandpokal weiter. Damit bestehen noch alle Chancen auf die ersehnte Teilnahme an einem Europapokal nächstes Jahr. Doch in einem ersten Schritt sind in zwei Wochen am 21. und 22. September erst einmal die Karlsruhe Cougars zu Gast. Der Sieger dieser Best-of-Three-Serie spielt gegen den Sieger aus Mannheim und Hamburg am Wochenende darauf ebenfalls in Best-of-Threr den Finalteilnehmer des Deutschlandpokals aus, der auf den Verlierer des Finales um die Deutsche Meisterschaft Softball zwischen Wesseling und Neunkirchen trifft.
Spiel 5: Gut ins Spiel gefunden – zu gut?
Elisa Diefenbach für Haar und Janneke Ogink für Neunkirchen – das dritte Duell der deutschen Spitzenkräfte im Pitcherkreis sollte einen gänzlich anderen Verlauf nehmen als die beiden vorangegangen.
Mit Walk für Malia Theissen und Singles von Arlene Quinn und Elizabeth Lucas legten die Nightmares ohne Aus gleich einmal mächtig los und den ersten Punkt vor. Doch danach gelangen drei weitere wichtige Aus ohne zusätzliche Punkte für die Nightmares. So kam es, dass zwei Walks für Mandy Phillips und Maike Piehler bei einem Aus durch einen Single von Fridi Meinck zu einer 2-1-Führung für die Disciples verwertet werden konnten.
Mit dieser ungewohnten Führung im Rücken ging es in Durchgang zwei. Hier gab es für Neunkirchen außer einem Single für Britta Siaenen nichts zu holen. Gänzlich anders legten dagegen die Disciples nach. Mit vier Singles durch Annika Nöth, Tini Müller-Höcker, Sarah Ziegler und Caro Howard legten den Grundstock für einen ersten weiteren Punkt. Ein Walk für Mandy Phillips sorgte gleich für den nächsten Punkt, ehe Maike Piehler die Bases mit einem weiten Double zum 7-1 abräumen sollte. Dies beendete zugleich den Arbeitstag von Janneke Ogink, die effektiv von Hannah Grundmann abgelöst werden sollte. Mit zwei produktiven Aus gelang es den Disicples dann aber zusätzlich noch, Maike Piehler zum 8-1 nach Hause zu drücken.
Doch was dann in der Folge passierte, war Ausdruck eines wahr werdenden Alptraums. Mit Siegeszuversicht in den dritten Durchgang gestartet, wurde schnell deutlich, dass den Disciples deutliche Gegenwehr bevorstand. Single von Arlene Quinn, Triple von Elizabeth Lucas und dann Singles von Nicole Sidor, Janneke Ogink, Elke Hasenkamp und Hannah Grundmann sorgten gleich einmal für insgesamt fünf Punkte zum 6-8-Anschluss, ehe nach einem Walk für Britta Sieanen drei schnelle Aus weitere Punkte verhindern halfen. Unten drei kam es nach Walks für Annika Nöth und Tini Müller-Höcker nach einem Single von Sarah Ziegler zu einem ersten Aus an der Homeplate. Ein langer Flugball von Caro Howard und ein Single von Maike Piehler nach einem Intentional Walk für Mandy Phillips ließen die Disciples dann doch zwei weitere Punkte zur zwischenzeitlichen 10-6-Führung erzielen.
Diese Führung schmolz dann aber auch sofort im vierten Durchgang dahin. Double von Liz Lucas und Singles von Nicole Sidor und Janneke Oginik ließen gleich einmal einen Punkt Wirklichkeit werden, ehe der Homerun von Elke Hasenkamp den Ausgleich Realität werden ließ. Nach zwei Aus und einem Single und einem Error im Infield war auch der Arbeitstag von Elisa Diefenbach vorerst beendet. Steffi Graml-Huber im Circle musste jedoch nach einem Wild Pitch, einem Walk, einem weiteren Error und einem Single von Nicole Sidor ohne weiteres Aus Platz machen für Sarah Ziegler, die beim Zwischenstand von 10-14 diesen Spuk mit einem Strikeout beenden konnte. In der unteren Hälfte des vierten Durchgangs brachten die Disciples nur Fridi Meinck, die mit Walk auf Base gekommen war, nach einem Single von Nadine Lütticke und einem Feldspielfehler zum 11-14-Anschluss nach Hause.
So ging es in den fünften Spielabschnitt. Nach einem schnellen Aus sollten ein Double von Hannah Grundmann, ein Hit by Pitch von Britta Siaenen und ein Single von Julia Haberl die Bases laden. Ein Walk für Malia Theissen sorgte für das 15-11 und beendete den Arbeitstag von Sarah Ziegler im Circle, für die Elisa Diefenbach wieder übernehmen sollte. Doch ein Hit by Pitch für Arlene Quinn, ein Error im Outfield und ein Single von Nicole Sidor später waren vier weitere Punkte zum 19-11-Zwischenstand für Neunkirchen Realität geworden. Dass dies der Endstand dieses Spiels sein sollte, war dann in der Folge auch nicht sofort deutlich. Nach einem schnellen Aus luden Walks für Maike Piehler, Christina Dietrich und Fridi Meinck die Bases. Doch ein anschließender harter Kontakt up the middle konnte von Shortstop Arlene Quinn unter Kontrolle gebracht werden, die im Anschluss direkt auf die zweite Base trat und mit ihrem Wurf an die erste Base das auf Seiten der Nightmares viel umjubelte Game-ending-Double-Play komplettierte.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | R | H | E | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 0 | 5 | 8 | 5 | X | X | 19 | 18 | 2 | |
2 | 6 | 2 | 1 | 0 | X | X | 11 | 9 | 5 |
Nach dieser letzten Partie der intensiven Serie herrschte großer Frust auf Seiten der Disciples. Zu greifbar war mit der frühen Führung die Möglichkeit, das erste Mal in der Vereinsgeschichte das Finale um die Deutsche Meisterschaft zu erreichen. „Das war ein fürchterlicher gebrauchter Tag heute“, gab ein sichtlich geknickter Coach Ingo Leven nach dem Spiel zu Protokoll, der nicht nur die vielen Fehler in der Defensive als Ursache für die Niederlage sah, sondern vornehmlich sich aufgrund einiger Entscheidungen im Spiel und eines Totalaussetzers wesentlichen Anteil an der Niederlage zuschrieb. Da passte es ins Gesamtbild des Tages, dass am Nachmittag wenige Stunden nach dem Spiel vom IOC bekanntgegeben wurde, dass Ringen 2020 und 2024 im olympischen Programm verbleibt und Softball/Baseball sowie Squash leider weiterhin in die Röhre schauen.
Doch zugleich ist es nun erforderlich, auch selber den Blick nach vorne zu richten. Es gilt für die Disciples, den Weg über den Deutschlandpokal zu gehen. „Aus dieser langen Serie gegen Neunkirchen sind wir gefordert, mitzunehmen, dass wir dieses Jahr vorbereitet sind, auch über den Deutschlandpokal Richtung Teilnahme am Europapokal anzugreifen“, vertrieb Coach Ingo Leven selber den Grauschleier, der sich nach dem Frust des Spiel 5 in seinem Kopf breitgemacht hatten. Die kommenden zwei Wochen werden die Disciples nutzen, um sich auf Karlsruhe als nächsten Gegner vorzubereiten. Am Wochenende 21./22. September sind dabei die Karlsruhe Cougars zu Gast in der Sportanlage Eglfing, um an diesem Wochenende in einer Best-of-Three-Serie in zwei Tagen den Sieger zu ermitteln, der auf den Sieger der Serie zwischen Mannheim und Hamburg treffen wird.
Ingo Leven
Haar Disciples
Bilder von Janina Kufner – das ganze Album