Wechselbad der Gefühle für Disciples
Spiel 3:
Mit diesen so unterschiedlichen Spielverläufen am ersten Tag stand also fest, dass die Entscheidung zwischen beiden Teams erst im dritten und letzten Spiel am Sonntag fallen sollte. Damit wussten die Disciples aber auch, dass sie in diesem letzten Spiel der Serie ohne ihre etatmäßige Pitcherin Elisa Diefenbach auskommen mussten, die aufgrund schulischer Verpflichtungen ab dem frühen Sonntagmorgen nicht mehr zur Verfügung stand.
Das, was bei dieser Eingangsvoraussetzung folgen sollte, lässt sich nicht in einem ausführlichen Spielverlaufsbericht würdigen. Das würde jede Form von Format brechen. Alleine die Spieldauer von mehr als 3 Stunden (ohne Unterbrechungen!) macht deutlich, dass hier alles andere als ein normales Spiel stattgefunden hat.
Alle Höhen und Tiefen waren enthalten. Alleine die Führung wechselte in diesem Spiel fünfmal. Nach einem 3-0 für Haar im ersten Inning drehte Karlsruhe mit neun Punkten im zweiten Durchgang das erste Mal das Spiel und vergrößerte im dritten Spielabschnitt die Führung auf 12-3. Doch Haar hielt dagegen und konnte trotz weiterer dreier Punkte von Karlsruhe im vierten Inning durch sechs Punkte im dritten und deren sieben im vierten Spielabschnitt mit 16-15 in Führung gehen. Nachdem Karlsruhe mit drei Punkten im fünften Inning zu ihrem 18-16 das Spiel erneut drehte, kippten drei Punkte der Disciples in der unteren Hälfte des fünften Innings zum 19-18 die Führung ein weiteres Mal. Mit einem punktelosen sechsten Spielabschnitt gegen Karlsruhe und weiteren drei Punkten durch Haar wurde das Spiel dann endgültig entschieden und die 22-18-Führung der Disciples hatte nach dem siebten Spielabschnitt als weiterem punktelosen Durchgang der Cougars als Endstand Bestand.
Möglich wurde dieser Spielverlauf, weil auf beiden Seiten die Teams alles gaben und nicht bereit waren zurückzustecken. Es gab knappe Calls an den Bases, Schläge knapp auf oder jenseits der Linien, eine ganze Reihe von Hits (insgesamt 33), gepaart mit einer Vielzahl von Walks und Hit by Pitches (25). Eine Reihe von Errors (7) sorgte dafür, dass sich Schlagdurchgänge auf beiden Seiten entscheidend verlängerten. Und nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle, dass ein fataler Coachingfehler – Coach Ingo Leven hatte vergessen, die Wiedereinwechselung von Fridi Meinck anzusagen – nicht nur ein weiteres Aus, sondern auch die Möglichkeit zur Wiedereinwechselung kostete.
Dramatik pur auf beiden Seiten – und bei den Disciples kamen am Ende 13 der insgesamt 14 Spielerinnen an diesem Tag zu ihren wichtigen Einsätzen auf dem Spielfeld. Einzig Nicole Bajt blieb am Ende als letzte mögliche Auswechselspielerin übrig, die aber ihrerseits als Warmup-Catcher ebenfalls wesentlich zum Teamerfolg beitrug. Denn in diesem Spiel setzten die Disciples mit Steffi Graml-Huber, Martina Zimmermann und Elisabeth Schiffner gleich einmal drei Werferinnen ein. Neben den weiteren gewohnt aufspielenden Mandy Phillips, Maike Schütt, Stephanie Watts, Fridi Meinck, Christina Dietrich Nadine Lütticke und Dilsâd Babayigit kamen Johanna Kauschinger, Sina Repper und Luise Seidel zu ebenfalls wichtigen Schlüsseleinsätzen.
Insgesamt war es eine geschlossene mannschaftliche Leistung der Disciples, die zuerst gegen Steffi Küpers und dann auch gegen Johanna Möhring als Karlsruher Pitcher beständig Druck in der Offensive entfalten konnte. Am Ende dieses langen Tages unter deutlich besseren klimatischen Rahmenbedingungen war den Disciples nach dem Spiel anzumerken, welche große Anspannung von ihnen abzufallen begann. Allen Beteiligten war klar, dass hier ein mehr als außergewöhnliches Spiel einer außergewöhnlichen Serie ein Ende gefunden hatte, die in diesem noch so jungen Wettbewerb des Deutschlandpokals Maßstäbe in Richtung Handballergebnis gesetzt hat.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | R | H | E | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
0 | 9 | 3 | 3 | 3 | 0 | 0 | 18 | 14 | 5 | |
3 | 0 | 6 | 7 | 3 | 3 | X | 22 | 19 | 2 |
Nach diesem langen Spieltag fanden sich alle Beteiligten in ihren jeweiligen Mannschaftskreisen ein. Es gab auf beiden Seiten viel zu besprechen. Coach Ingo Leven war die große Erleichterung anzusehen, die diese erfolgreiche Teamleistung in ihm ausgelöst hatte. Zu unverzeihlich war ihm selber sein Wechselfehler, der dem Spiel durchaus eine entscheidende Wende gegen die Disciples hätte geben können. „Ich habe dem Team heute alles zu verdanken. Sie haben mir heute auf gut deutsch den Arsch gerettet und ich bin froh, dass das Team mit den vielen Beteiligten heute so gut funktioniert hatte“, gab Coach Ingo Leven im Nachgang des Spiels im Kreis der Mannschaft zum Besten. Auch war allen anzumerken, wie dankbar sie waren für den Einsatz, den jede an diesem Wochenende eingebracht hatte.
Nun dürfen die Disciples voller Vorfreude auf das nächste Wochenende blicken. Die Mannheim Tornados sind zu Gast bei den Disciples. Sie hatten gegen Hamburg eher ein weniger aufregendes Wochenende. Mit 8-0 und 2-0 setzten sie sich dabei sehr souverän gegen die Knights durch.
In dieser ebenfalls drei Spiele umfassenden Serie wird sich entscheiden, wer ins Finale um den Deutschlandpokal einziehen und dabei auf den Verlierer des DM-Finales treffen wird. Am Samstag geht es ab 13 Uhr in der Sportanlage Eglfing mit zwei Spielen los. Das eventuell entscheidende dritte Spiel ist für Sonntag angesetzt. Das gute Catering der Disciples wird auf jeden Fall dazu beitragen, dass nicht nur sportlich ein Hochgenuss auf die Zuschauer wartet.
Ingo Leven
Haar Disciples